Die Enukleation des Augapfels kann viele Gründe haben. Meistens ist sie die letzte Möglichkeit, um die Ausbreitung eines bösartigen Tumors (Bindehautmelanom, Aderhautmelanom, Retinoblastom) im Körper zu verhindern. Aber auch nach Unfällen mit konsekutiver Verletzung oder Zerstörung des Bulbus oculi gibt es manchmal keine andere Möglichkeit als die entsprechende Entfernung.
Um dem Patienten nach der Operation wenigstens wieder ein möglichst normales Aussehen zu geben, bedarf es nach der Enukleation eine entsprechende Augenprothese, also ein Glasauge. Während Glasaugen vor einigen Jahrzehnten noch alles andere als echt aussahen, hat auch in diesem Bereich die Technik und Wissenschaft viele Fortschritte gemacht. Doch wie entsteht eine solche Prothese eigentlich?
Die Entwicklung und Herstellung der Augenprothese fällt in das Aufgabenfeld des Augenprothetikers, dem sogenannten Okularisten. Er stellt das „Glasauge“ aus Kryolithglas und / oder Kunststoff auf individuellen Patientenwunsch her oder korreliert es mit einem oftmals verbliebenen zweiten Auge. Dabei ist das Produkt nicht nur vom Aussehen her täuschend echt. Durch die individuelle Anfertigung und der Einsatz moderner chirurgischer Methoden bei der Enukleation und der Prothesenimplantation ist es heutzutage in den meisten Fällen auch möglich, das Kunstauge zu bewegen. Dafür werden während der Operation vier der sechs Augenmuskeln mit der Prothese verbunden. Dieser ästhetische Aspekt hilft dem Patienten dadurch, dass sein Kunstauge durch einen Laien kaum erkannt wird.
Durch moderne Herstellungstechniken ist der Wechsel eines Kunstauges meistens erst nach über einem Jahr notwendig. Wenn die Augenprothese abgenutzt ist, bemerkt das der Patienten in der Regel dadurch, dass die Bewegung des Kunstauges nicht mehr ganz so problemlos funktioniert wie zuvor, denn durch äußere Einflüsse und zum Beispiel auch Tränenflüssigkeit ist eine Materialabnutzung mit der Zeit ganz normal. Die Kosten eines Glasauges werden von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übrigens komplett übernommen (bei Zuzahlung von 10 Euro pro Auge). Diese liegen im Schnitt bei ungefähr 300 Euro, je nach Schwierigkeitsgrad der anatomischen Anpassung und der individuellen Färbung.
Wie lange es noch dauert bis man ein menschliches Auge bei noch gesundem Sehnerv inklusive dessen Funktion durch technisch hochaufwendige Prothesen ersetzen kann, bleibt abzuwarten. Die entsprechende Forschung dazu läuft jedenfalls vielerorts schon auf Hochtouren und zumindest Teilerfolge durch Kameratechniken konnten schon verbucht werden.
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