Wir geben Euch einen Überblick über die verschiedenen Medizinertests in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Worauf ist bei der Anmeldung zu achten? Wo finden die Tests überhaupt statt, wie sind sie aufgebaut und wie kann man sich darauf vorbereiten? Heute: Der schweizer EMS.
Für das Medizinstudium in der Schweiz muss man das Abitur / die Matura / die Maturität erfolgreich absolviert haben und außerdem 18 Jahre alt sein. Seit einigen Jahren gibt es in der Schweiz mehr Bewerber als Studienplätze der Medizin. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass es neben einem NC (Numerus clausus) auch einen Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) gibt, neben Humanmedizin also auch für Zahnmedizin, Tiermedizin und Chiropraktik. Das schweizer Humanmedizinstudium ist übrigens in einen Bachelor- (1. bis 3. Jahr) und einen Masterteil (4. bis 6. Jahr) aufgeteilt, grob vergleichbar mit der Vorklinik und dem klinischen Studienabschnitt in Deutschland und Österreich.
Wer darf überhaupt in der Schweiz Medizin studieren?
Anders als in Deutschland oder in Österreich sind die eidgenössischen Studienplätze lediglich wenigen bestimmten Bevölkerungsgruppen vorbehalten. Wer seinen Schulabschluss nicht in der Schweiz abgelegt hat, sollte zumindest einen der folgenden Punkte erfüllen:
- Aus Liechtenstein kommen.
- Offiziell in der Schweiz niedergelassen sein.
- Einen Wohnsitz in der Schweiz haben und die Eltern sollten in der Schweiz niedergelassen sein.
- Mit einer Schweizerin / einem Schweizer verheiratet sein bzw. der Ehepartner ist seit 5 Jahren in der Schweiz niedergelassen oder bestitzt seit mindestens fünf Jahren eine schweizer Arbeitsgenehmigung.
- Seit mindestens fünf Jahren eine schweizer Arbeitsgenehmigung besitzen.
- Einen Wohnsitz in der Schweiz haben und die Eltern haben seit mindestens fünf Jahren eine schweizer Arbeitsgenehmigung.
- Einen schweizer oder kantonalen, schweizerisch anerkannten Maturitätsausweis oder eidgenössischen Berufsmaturitätsausweis in Verbindung mit dem Ausweis über bestandene Ergänzungsprüfungen vorweisen können.
- Unter 21 Jahren alt sein oder Unterhalt bekommst und einen Wohnsitz in der Schweiz haben und die Eltern Staatsangehörige eines Mitgliedsstaates der EG (Europäischen Gemeinschaft) sein sowie in der Schweiz ein Aufenthaltsrecht haben.
- Die Eltern in der Schweiz Diplomatenstatus genießen.
- Zu einer in der Schweiz anerkannten Flüchtlingsgruppe gehören.
Anmeldung und Termine
In der Regel kann man sich bis Mitte Februar eines Jahres unter swissuniversities.ch für das Medizinstudium in der Schweiz anmelden. Ob und wann ein Testverfahren stattfindet (in den letzten Jahren übrigens immer), erfährt man dann ein paar Wochen nach Ende der Online-Anmeldefrist. Falls der Hochschulrat sich dazu entscheidet, dass es einen Aufnahmetest gibt, erhält man bis Ende April die notwendigen Anmeldeunterlagen, mit denen man sich meistens innerhalb von 4 Wochen für den EMS anmelden kann. Der Test findet dann in der Regel Anfang Juli statt. Aufgrund der Dreisprachigkeit in der Schweiz wird der Test in Basel, Zürich, Bern, Chur, Luzern, St. Gallen und Suhr auf Deutsch angeboten. In Fribourg bzw. Freiburg kann man ihn auf Französisch absolvieren, in Lugano auf Italienisch. Anders als den TMS in Deutschland darf man den EMS übrigens beliebig häufig wiederholen bzw. das Testergebnis vom Vorjahr für die erneute Bewerbung verwenden, was man auch auf malnefrage.de nachlesen kann.
Aufbau
Am Testtag erfolgt der Einlass in den Testraum morgens um 9 Uhr. Dabei sollte man lediglich das persönliche Einladungsschreiben, einen Ausweis mit Lichtbild, drei weiche Bleistifte, einen blauen oder schwarzen Filzschreiber, einen Radiergummi sowie einen Spitzer. Uhren oder Stoppuhren sind übrigens genauso wenig erlaubt wie andere elektronische Geräte. Der EMS dauert von 9:45 Uhr bis ca. 17 Uhr, enthält dabei eine Mittagspause (eine Stunde) und ist vom Aufbau her dem deutschen Test für medizinische Studiengänge (TMS) nahezu indentisch:
Aufgabentyp | Anzahl | Zeit |
Muster zuordnen | 20 | 18 Minuten |
Medizinisch-naturwissenschaftliches Grundverständnis | 20 | 50 Minuten |
Schlauchfiguren | 20 | 12 Minuten |
Quantitative und formale Probleme | 20 | 50 Minuten |
Konzentriertes und sorgfältiges Arbeiten | Blatt mit 1600 Zeichen | 8 Minuten |
Pause | – | 1 Stunde |
Gedächtnistests (Einprägephase) | – | – |
Figuren lernen | – | 4 Minuten |
Fakten lernen | – | 6 Minuten |
Textverständnis | 3 Texte, 18 Aufgaben | 45 Minuten |
Gedächtnistests (Reproduktionsphase) | – | – |
Figuren reproduzieren | 20 | 5 Minuten |
Fakten reproduzieren | 20 | 7 Minuten |
Diagramme und Tabellen | 24 | 50 Minuten |
Studienplatz- und Bewerberzahlen
Die Vergabe der Studienplätze erfolgt vorwiegend nach dem Testergebnis im EMS, es gibt jedoch zusätzlich seit 2010 ein freiwilliges Online-Self-Assessment zur Erfassung von studienrelevanten Persönlichkeitsmerkmalen und dem Interesse am Medizinstudium und dem Arztberuf. Diese so erfassten Soft-Skills können ebenfalls die Vergabe der Studienplätze beeinflussen.
Im Jahr 2020 gab es in der Schweiz für das Humanmedizinstudium 5716 Bewerber (Zahnmedizin 386, Tiermedizin 548) bei insgesamt jedoch nur 2057 Studienplätzen (Zahnmedizin 172, Tiermedizin 166). Damit lag die Bewerberanzahl so hoch wie noch nie. Die Verteilung der Studienplätze an den verschiedenen Standorten gestaltet sich dabei wie folgt:
- Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ): 100 (nur bis Bachelor, Fortsetzung in Basel, Lugano und Zürich möglich)
- Universität Basel: 180
- Universtität Bern: 320
- Universität Fribourg / Freiburg: 120
- Universität Genf: 400
- Universität Lausanne: 480
- Universität Neuchâtel: 70 (lediglich 1. Bachelor-Jahr, Fortsetzung in Genf oder Lausanne möglich)
- Università della Svizzera italiana in Lugano (USI): 15 (nur Master)
- Universität Zürich: 272
- Universität Zürich (in Kooperation mit Luzern): 40
- Universität Zürich (in Kooperation mit St. Gallen): 40
Vorbereitung
Aufgrund des nahezu indentischen Testaufbaus im Vergleich zum deutschen TMS gibt es auch für den EMS mittlerweile enorm viele Möglichkeiten der strukturierten Vorbereitung. Genannt sei hier beispielsweise das entsprechende Kompendium aus dem Hause MedGurus oder die TMS-Vorbereitung von smartmedix. Außerdem lohnt es sich die online zur Verfügung gestellte Test-Info durchzulesen. Wer über ein höheres Budget verfügt, kann auch in entsprechende Kurse und Online-Fortbildungen investieren, die im Prinzip alle ähnlich aufgebaut sind und sich dem Lernen der verschiedenen Aufgabentypen widmen, um so eine gewisse Routine zu bewirken.
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