Das Fach Psychiatrie und Psychotherapie umfasst die Diagnostik, Therapie und Prävention psychischer Erkrankungen sowie deren Erforschung und Lehre. Den Mittelpunkt des Fachs bilden Erkrankungen des zentralen Nervensystems, bei denen eine psychische Symptomatik im Vordergrund der Störung steht. Im Gegensatz dazu befasst sich das Fach der Neurologie mit der Diagnostik, Therapie und Prävention organischer Erkrankungen des zentralen, peripheren oder vegetativen Nervensystems, bei denen keine psychische Symptomatik im Vordergrund steht. Früher waren beide Fächer im Fach Nervenheilkunde vereint, heute sind die Facharztweiterbildungen bis auf je ein Jahr verpflichtende Weiterbildung im jeweils anderen Fach getrennt.
Das Fach Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ist in Deutschland, nicht aber international, ein eigenes Fach. Es fokussiert in seinem Kern insbesondere auf psychische Faktoren bei körperlichen Erkrankungen (zum Beispiel Psychoonkologie, Essstörungen etc.), hat sich in Deutschland aber häufig dem Behandlungsspektrum der Psychiatrie und Psychotherapie angenähert, sodass die Fächergrenzen unscharf geworden sind.
In der langen Geschichte der Psychiatrie gab es immer wieder Phasen, in denen (häufig aus ideologischen Gründen) entweder biologische, psychologische oder soziale Ursachen psychischer Erkrankungen in den Vordergrund des Forschungsinteresses gerückt wurden. So entstanden Forschungs- und Therapierichtungen wie „Sozialpsychiatrie“ oder „biologische Psychiatrie“, deren Vertreter sich gegenseitig eindimensionale Sichtweisen psychischer Erkrankungen vorwarfen. Heute wissen wir, dass psychologische, neurobiologische / somatische und soziale Faktoren – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß – bei der Entstehung und Aufrechterhaltung aller psychischen Erkrankungen beteiligt sind. Daher sollten psychisch erkrankte Menschen immer multidimensional betrachtet und therapiert werden. Gerade diese multidimensionale Betrachtungsweise des Patienten macht die Psychiatrie für viele zu einem der spannendsten Fächer der Medizin, da es nicht mehr so oft in der Medizin vorkommt, dass der Mensch an der Schnittstelle zwischen Somatik und Psyche in seinen sozialen, psychologischen und biologischen Dimensionen ganzheitlich gesehen und verstanden wird. Praxen und auch entsprechende Rehakliniken auf diesem Gebiet gibt es zahlreiche wie die habichtswald-reha-klinik.de.
Das Fach Psychiatrie und Psychotherapie hat immer noch mit starken Vorurteilen zu kämpfen. So meinen zum Beispiel viele, die sich erstmals mit diesem Fach beschäftigen, es wäre im Gegensatz zu Fächern wie Innere Medizin und Chirurgie nicht so wichtig, es wären viel weniger Menschen betroffen, Diagnosen könnten nicht valide gestellt werden und die Therapie wäre hauptsächlich eine beruhigende ohne kausale Hilfe. In Wirklichkeit gehören gerade psychische Krankheitsbilder aber zu den Erkrankungen, die unter allen (körperlichen und psychischen) Erkrankungen am häufigsten zu chronischem Leid führen. Wer schon mal ein Praktikum in einer Allgemeinarztpraxis absolviert hat, weiß, dass dort fast jeder zweite Patient eine psychiatrisch zu behandelnde Erkrankung mit sich bringt. Phobien, somatoforme Störungen und Depression gehören dabei zu den häufigsten Krankheitsbildern. Dabei haben sich die Therapiemöglichkeiten psychiatrischer Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten dramatisch verbessert, wofür neben neuen Medikamentenentwicklungen insbesondere störungsorientierte Psychotherapieverfahren verantwortlich sind. Häufig sind kombinierte Verfahren aus Psycho- und Pharmakotherapie am besten wirksam. Sowohl die Facharztausbildung für Psychiatrie als auch die für Psychosomatik dauert im Durchschnitt ungefähr fünf Jahre.
Weiter Informationen zur Psychiatrie und Psychotherapie gibt es auch in den von uns bereits rezensierten Lehrbüchern zu diesem Thema.