Rezension: „Kurzlehrbuch Neuroanatomie“

Die 2. Auflage des Kurzlehrbuchs Neuroanatomie (Thieme)Geht es um Buchempfehlungen für das Fach Anatomie, werden die allermeisten wohl den Prometheus nennen (Sorry, Sobotta!). Steht allerdings die Neuroanatomie auf dem Lehrplan, scheiden sich die Geister: Während viele Dozenten lautstark für den Trepel plädieren, Kommilitonen den bewährten Prometheus wieder rauskramen und einige sich wagemutig lediglich mit Doccheck begnügen, greifen die wenigsten zu dem Kurzlehrbuch Neuroanatomie von Thieme. Für wen die dieses Jahr erschienene zweite Ausgabe etwas ist, haben wir für euch getestet.

Zielgruppe:

Das Buch richtet sich an alle Vorkliniker der Human- und Zahnmedizin, kann aber sicher auch in medizinverwandten Fächern, wie etwa der Psychologie, nützlich sein.

Aufbau / Didaktik:

Auf rund 250 Seiten wird die gesamte Neuroanatomie inklusive der Sinnesorgane besprochen. Wie von Thieme gewohnt, ist das Layout sehr gelungen: Ein Daumenregister vereinfacht das Zurechtfinden im Buch, und neben vielen sehr guten Abbildungen (meist aus dem Prometheus) finden sich zahlreiche nützliche Tabellen und farblich hervorgehobene „Merke“- Kästchen. Klinische Bezüge und Lerntipps sind ebenfalls farblich codiert, was das ganze Layout nochmal ansprechender macht und abrundet. Kleine „Check-up“-Impulse am Ende jedes einzelnen Kapitels regen dazu an, das bereits Gelernte zu rekapitulieren und zu verinnerlichen.

Inhalt:

Das Buch ist in 14 große Kapitel aufgeteilt. Während zu Beginn die Grundlagen und Embryologie des Nervensystems besprochen werden, widmet sich nach und nach je ein Kapitel den einzelnen anatomischen Anteilen des Gehirns. Die Themen Rückenmark, Blutgefäße, peripheres Nervensystem sowie die Sinnesorgane und Funktionssysteme werden ebenfalls in eigenständigen Teilen behandelt. Jedes Kapitel wird mit einem Fallbeispiel und einem anschließenden kurzen Abstract über die folgenden Themen eingeleitet. Die darauf nachfolgenden Erklärungen sind wirklich gut verständlich und strukturiert aufbereitet, was ein effizientes und frustfreies Lernen ermöglicht. Thematisch haben sich die Autoren am nationalen Lernzielkatalog orientiert und aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass das Buch schon sehr den behandelten Themen an der Universität (zumindest in meinem Fall) entspricht. Einzelne Thematiken, etwa das Kleinhirn, kommen in meinen Augen etwas zu kurz – aber da lässt sich ja unkompliziert mit weiterführender Literatur nachhelfen. Wie von Thieme gewohnt, lässt sich der Inhalt des Buches als Online-Version in via Medici abrufen.

Fazit:

Im Großen und Ganzen kann ich Thiemes Kurzlehrbuch Neuroanatomie wirklich weiterempfehlen! Wie beworben, führt es wirklich strukturiert und sicher durch den „Neuronen-Dschungel“. Teils sehr komplexe Inhalte werden verständlich und in einem optisch sehr ansprechenden Layout aufbereitet. Übersichtlich, an aktuelle Prüfungsfragen angepasst und mit vielen klinischen Bezügen – was will man da mehr? Auch im Vergleich zur ersten Auflage hat sich das Kurzlehrbuch sehr – besonders was den Umfang des behandelten Wissens und das farbenfrohe Layout betrifft – enorm verbessert.

Kurzinfo:

Autor(en):Michael Schmeißer, Sven Schumann, Norbert Ulfig
Verlag:Thieme
Auflage:2.
Erscheinungsdatum:04 / 2020
Seitenanzahl:288
Abbildungen:
150
Preis:34,99 €

Eine kleine von dieser Rezension losgelöste persönliche Anmerkung:

Myrièlle studiert im 1. Semester Zahnmedizin in Heidelberg.Die Neuroanatomie ist ein komplexes und anfangs schwer zu greifendes Fach. Und da ich mich zu Beginn des Moduls nicht unbedingt leichtgetan habe (und weiß, dass es einigen Kommilitonen ebenso ging), hier ein kleiner Fahrplan, welche Literatur für mich gut funktioniert hat:

Generell lerne ich unfassbar gerne mit den Endspurt-Skripten – in diesem Fall waren die Abschnitte zum Nervensystem allerdings erheblich zu allgemein und kurz gefasst. Mehr als ein ganz rudimentäres – und auf das IMPP zugeschnittenes – Basiswissen springt da in meinen Augen nicht heraus.

Mit dem allseits gelobten Trepel kam ich so gar nicht zurecht: Ja, er ist gut geschrieben und geht sehr in die Tiefe. Wer viel Zeit mitbringt und so richtig in die Thematik einsteigen und zum Neuro-Nerd werden möchte, der kommt bestimmt auf seine Kosten. Allerdings war ich nicht unbedingt vom Layout begeistert: Die Abbildungen fand ich lediglich in Ordnung und die ganzen Querverweise haben den Lese- und Lernfluss in meinen Augen erheblich gestört. Einen roten Faden, der mich als Anfängerin durch das weite Gebiet der Neurowissenschaften führt, habe ich da ebenfalls vermisst. Strukturiertes seitenweises durcharbeiten und lernen? Fehlanzeige. Nach ein paar Tagen (und etwas entnervt) bin ich dann auf das Kurzlehrbuch von Thieme umgestiegen und war wirklich begeistert! Super Layout und Struktur, tolle (Prometheus-)Bilder und gut verständliche Texte.

Am Ende war es für mich die Kombination aus Vorlesungsfolien, Amboss und dem Kurzlehrbuch von Thieme, die mir die Neuroanatomie wirklich nahe und schlussendlich auch ein ziemlich zufriedenstellendes Klausurergebnis eingebracht hat. Wie immer gilt: Einfach mal ausprobieren und das verfolgen, was für euch persönlich am besten funktioniert. Und nicht immer auf die Dozentenempfehlung (wo, in meinem Fall, das Kurzlehrbuch Neuroanatomie von Thieme mit keinem Wort erwähnt wurde) hören.

One Reply to “Rezension: „Kurzlehrbuch Neuroanatomie“”

  1. Bin auch ein großer Fan von Trepel! Da ich nun im Fachbereich der Neurochirurgie tätig bin, kann ich schwer für detailliertes Neuroanatomiewissen die Bücher von Rhoton empfehlen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*