Wir geben Euch einen Überblick über die verschiedenen Medizinertests in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Worauf ist bei der Anmeldung zu achten? Wo finden die Tests überhaupt statt, wie sind sie aufgebaut und wie kann man sich darauf vorbereiten? Heute: Der deutsche TMS.
Der Test für Medizinische Studiengänge, kurz TMS, ist in Deutschland zwar keine Pflicht, ein gutes Testergebnis verbessert aber an vielen Universitäten die Chance auf einen Studienplatz (ein schlechtes Ergebnis verringert die Chancen gegenüber einem Mitbewerber ohne Test übrigens nicht). Und das gilt nicht nur für die Humanmedizin, sondern auch für Bewerbungen auf Studienplätze der Zahnmedizin, Tiermedizin und mittlerweile sogar auch der Pharmazie und Molekularen Medizin.
An welchen Unis wird das TMS-Ergebnis berücksichtigt?
Nachdem der TMS 2007 lediglich an den 4 Universitäten in Baden-Württemberg eingesetzt wurde, kamen in den letzten Jahren immer mehr Unis hinzu, aktuell sind es 36 in ganz Deutschland. Dabei wird das Testergebnis von Uni zu Uni unterschiedlich gewichtet (meist 49 % Testergebnis, 51 % Abitur) und fließt in die Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ) oder in das Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) ein. An folgenden Universitäten findet der TMS Berücksichtigung:
- Humanmedizin: Aachen, Augsburg, Berlin, Bochum, Bonn, Bonn/Siegen, Dresden, Duisburg-Essen, Düsseldorf, Erlangen-Nürnberg, Erlangen-Nürnberg/Bayreuth, Frankfurt, Freiburg, Gießen, Göttingen, Greifswald, Halle (Saale), Hannover, Heidelberg, Heidelberg-Mannheim, Jena, Kiel, Köln, Leipzig, Lübeck, Mainz, Marburg, München, Münster, Oldenburg, Regensburg, Rostock, Saarland, Tübingen, Ulm, Würzburg
- Zahnmedizin: Aachen, Berlin, Bonn, Dresden, Düsseldorf, Erlangen-Nürnberg, Frankfurt, Freiburg, Gießen, Göttingen, Greifswald, Halle (Saale), Hannover, Heidelberg, Jena, Kiel, Köln, Leipzig, Mainz, Marburg, München, Münster, Regensburg, Rostock, Saarland, Tübingen, Ulm, Würzburg
- Tiermedizin: Berlin, Gießen, Hannover, Leipzig, München
- Pharmazie: Leipzig
- Molekulare Medizin: Ulm
Außerdem wird der Test in Bayern und Baden-Württemberg auch im Rahmen der Landarztquote als ein Auswahlkriterium herangezogen.
Anmeldung, Termine und Kosten
Für den TMS kann man sich in der Regel von Anfang Dezember bis Mitte Januar online unter www.TMS-Info.org anmelden. Grundvoraussetzung dafür ist, dass man bereits das Abitur erfolgreich abgelegt hat oder dies im darauffolgenden Jahr ansteht. Außerdem darf man den TMS nicht bereits absolviert haben. Bei der Anmeldung sollte man sich einen geeigneten Testort aussuchen. Hierbei kann es sein, dass aufgrund der Saalgröße nicht mehr jeder Testort zum Anmeldezeitpunkt verfügbar ist, weshalb sich in manchen Städten mit nur einem oder zwei Testorten eine rasche Anmeldung lohnen kann. Die Anmeldekosten liegen derzeit bei 83 Euro und sind per Überweisung zu begleichen. Der Test findet dann normalerweise am ersten oder zweiten Samstag im darauffolgenden Mai statt, in diesem Jahr wurde der Termin coronabedingt verschoben.
Aufbau
Am Testtag erfolgt der Einlass in den Testraum morgens von 8 Uhr bis 9:30 Uhr. Dabei sollte man auf jeden Fall das persönliche Einladungsschreiben, einen gültigen Lichtbildausweis und zwei schwarze Fineliner mitbringen. Aufgrund der aktuellen Corona-Regeln sollte man in diesem Jahr zusätzlich einen Mund-Nasen-Schutz und eine schriftliche Selbsterklärung zum Gesundheitszustand mit sich führen. Stoppuhren sind erlaubt. Uhren sowie alle anderen elektronischen Geräte dürfen nicht in den Testraum mitgenommen werden. Testende ist um ca. 16:45 Uhr, von 13 bis 14 Uhr gibt es eine Mittagspause. Der TMS besteht aus 9 verschiedenen Aufgabentypen, für die man unterschiedlich viel Zeit hat:
Aufgabentyp | Anzahl | Zeit |
Muster zuordnen | 24 | 22 Minuten |
Medizinisch-naturwissenschaftliches Grundverständnis | 24 | 60 Minuten |
Schlauchfiguren | 24 | 15 Minuten |
Quantitative und formale Probleme | 24 | 60 Minuten |
Konzentriertes und sorgfältiges Arbeiten | Blatt mit 1600 Zeichen | 8 Minuten |
Pause | – | 1 Stunde |
Gedächtnistests (Einprägephase) | – | – |
Figuren lernen | – | 4 Minuten |
Fakten lernen | – | 6 Minuten |
Textverständnis | 24 Aufgaben | 60 Minuten |
Gedächtnistests (Reproduktionsphase) | – | – |
Figuren reproduzieren | 20 | 5 Minuten |
Fakten reproduzieren | 20 | 7 Minuten |
Diagramme und Tabellen | 24 | 60 Minuten |
Das Testergebnis wird in der Regel nach ca. 6 Wochen im persönlichen Online-Account veröffentlicht und sollte dann zur Dokumentation und Bewerbung selbst ausgedruckt werden, da der Account im Oktober des gleichen Jahres gelöscht wird.
Studienplatz- und Bewerberzahlen
Im Wintersemester 2019/2020 bewarben sich in Deutschland fast 42.000 Abiturienten auf die 9.458 humanmedizinischen Studienplätze, es kamen also 4,4 Bewerber auf einen Platz. Auch in der Zahnmedizin kamen auf 1.518 Studienplätze 6.190 Bewerber, also ebenfalls rund 4 Bewerber/Platz. Aufgrund einer notwendigen Abiturnote von 1,0 bis 1,1 oder einer Wartezeit von 15 Semestern soll der TMS zu einer gewissen Chancengleichheit beitragen. Allerdings geht der Einfluss des Medizinertests vielen Kritikern noch nicht weit genug, da dieser ja lediglich in der Zusätzlichen Eignungsquote (ZEQ) oder im Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) berücksichtigt wird und der MedAT in Österreich oder der EMS in der Schweiz viel wichtiger ist.
Vorbereitung
Studien haben gezeigt, dass sich das Ergebnis beim TMS durch eine entsprechende Vorbereitung verbessern lässt (wie übrigens beispielsweise bei einem IQ-Test ja auch). Dabei zahlt sich vor allem die Kenntnis über die verschiedenen Aufgabentypen und eine Generalprobe aus, bei der man merkt, wie gut man die Aufgaben auch unter Zeitdruck bearbeiten kann. Natürlich gibt es auch für den TMS mittlerweile ein breites Angebot an Vorbereitungsmaterial wie die Bücher und Übungshefte von MedGurus und smartmedix, Online-Kurse oder auch kostspielige Präsenzveranstaltungen. Das wichtigste ist sicherlich ein Testdurchlauf mit alten Aufgaben, um sich an die Belastung des Testtages zu gewöhnen.
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