Myrièlle ist 19 Jahre alt und hat im letzten Oktober ihr Zahnmedizinstudium an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg begonnen. Damit startet für sie ein neuer Lebensabschnitt in einer neuen Stadt mit neuen Freunden, neuen Tagesabläufen und vielen neuen Eindrücken. In mehreren Beiträgen schildert Myrièlle ihre ersten Erfahrungen vom neuen Leben als Zahni.
Und dann kam er dann: der ersehnte Bescheid für einen Studienplatz in Heidelberg. Nach Tagen des Bangens war die Freude natürlich übergroß. Aber auch der Respekt vor dem neuen Lebensabschnitt: Heidelberg gilt als eine der anspruchsvollsten Universitäten Deutschlands, und auch Zahnmedizin ist in seinen Kosten und dem Lernaufwand nicht zu unterschätzen. Und gerade als frischgebackener Abiturient ist es eine riesige Umstellung auf einmal auf eigenen Beinen zu stehen und das gewohnte Umfeld Schule zu verlassen.
Das Zahnmedizinstudium dauert mindestens 10 Semester; auf 5 Semester Vorklinik folgen 5 Semester Klinik. Zwischen den beiden Studienabschnitten liegt die zahnärztliche Vorprüfung, das Physikum. Die erste Staatsprüfung – die naturwissenschaftliche Vorprüfung, im Studentenjargon allerdings besser als Vorphysikum bekannt – erfolgt bereits nach 2 Semestern Studium. Nach erfolgreichem Absolvieren des Klinikabschnittes folgt das 2. Staatsexamen: die letzte Hürde vor dem Eintritt in die Assistenzzeit als Zahnarzt. Damit ist das Studium etwas kürzer als das der Humanmedizin. Aber auch hier gibt es anschließend die Möglichkeit zu promovieren und eine Facharztausbildung in einem bestimmten zahnmedizinischen Bereich (beispielsweise in der Kieferorthopädie oder der Oralchirurgie) zu absolvieren.
Mittlerweile habe ich drei Monate des Studiums hinter mir und die ersten Prüfungen erfolgreich absolviert. Wie es mir als Zahnmedizinstudentin ergeht, welche Erfahrungen ich mache und was alles in den folgenden Monaten auf mich zukommt, erfahrt ihr hier.
Getreu dem Motto „Alles kann, nichts muss!“ begann am 9.Oktober die Ersti-Woche und damit unser Eintritt ins Leben als „Zahni“. Neben verschiedenen Begrüßungsvorstellungen, Kneipentouren, Rallyes und der Abschlussparty bekamen wir die Möglichkeit, die Stadt und unsere neuen Kommilitonen kennenzulernen. Es mag vielleicht anfangs albern erscheinen, Bubble Ball zu spielen oder gemeinsam in den verschiedenen Rallyes um den Sieg (meist Bier) zu kämpfen – aber die Möglichkeit, so schnell viele neue Leute kennenzulernen, werdet ihr im Studium nie wieder bekommen! Auch ich habe den Großteil meines heutigen Freundeskreises gleich am ersten Tag kennengelernt. Also: geht zur Ersti-Woche, es werden unvergessliche Tage! 🙂 In Heidelberg wird außerdem seit Generationen eine – in meinen Augen – sehr schöne Tradition geführt: als Abschluss der Woche verfasst jeder Student einen Brief mit seinen Sorgen, Wünschen und Hoffnungen. Am Tag unserer Examensfeier bekommen wir diese wieder ausgehändigt und erhalten so die Möglichkeit, unsere Empfindungen als „Ersti“ Revue passieren zu lassen.
So groß die Freude in der Ersti-Woche noch war, so groß war auch die Ernüchterung als wir feststellen mussten, dass schon zwei Wochen später das erste Anatomie-Testat anstand. In Heidelberg beginnt das Studium mit der makroskopischen Anatomie, dem dazugehörigen Präp-Kurs, Chemie und Terminologie. Bis auf wenige Unterschiede absolvieren die Zahn- und Humanmediziner die ersten Semester gemeinsam. Und so galt es, gleich ab dem ersten Tag zu lernen. Die Vorlesungen sind auf jeden Fall sehr faszinierend und aufregend – namhafte Anatomen und Ärzte gestalten Veranstaltungen rund um den Menschen. Und in einem Hörsaal mit rund 400 Studenten zu sitzen ist eben auch eine ganz neue und ungewohnte Erfahrung. Die ersten Themen der Makroskopie sind Osteologie – Knochen, Bänder und Gelenke – und allgemeine Anatomie. Neben allen Knochen galt es also auch, sich in kürzester Zeit mit Grundlagen des vegetativen Nervensystems und des Blutkreislaufes bekannt zu machen.
Nach stressigen Tagen in der Bib und im Café Botanik – dem Treffpunkt in freien Stunden – kam der gefürchtete Freitag: die erste Klausur, 30 Kreuzaufgaben. Die Aufregung war enorm, die Ergebnisse haben wir zum Glück direkt am gleichen Tag erhalten. Bestanden! Ein monumentales Erlebnis – auch wenn es nur ein kleiner Schritt in Richtung Approbation ist.
Kurze Zeit später stand dann auch schon die Terminologie-Klausur an. Geprüft wurden wir in lateinischer Grammatik, Medical English und Geschichte der medizinischen Fachsprache. Gerade für Studenten, wie mich, welche kein Latein in der Schule hatten ein schweres Stück Arbeit, bis der ungewohnte Fachterminus sitzt. Aber: definitiv machbar.
Die Immatrikulation, die erste bestandene Prüfung, das erste Mal im Präpsaal – das sind die Momente, die man sicher nie vergessen wird. Wie es mir beim Präparieren ergeht, erfahrt ihr im nächsten Post. 🙂
Guten Tag, lieben Dank für die interessanten Einblicke.
Dieser Artikel hat mich am meisten interessiert.
Viele Grüße
Da werden sich meine Zahni-Freunde freuen, dass es dann bald auch Rezensionen über die Bücher aus ihrem Studium gibt.
Grüße aus Hamburg
Super, ich freue mich schon auf das erste zahni-buch, das ihr rezensiert!
Finde ich richtig klasse, dass ihr euer Angebot nun weiter ausweitet und jetzt auch etwas für Zahnis bietet! Macht bitte weiter so!
Viele Grüße